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Mensa zu? Wohnheim ungeputzt?

Im Studentenwerk droht ein Arbeitskampf. Von Karsten Schuldt

Die Universität ist immer auch ein Arbeitsplatz, nicht nur für wissenschaftliche Angestellte, die Verwaltung und Studierende. Zur Aufrechterhaltung der technischen Infrastruktur, zum Betrieb der Mensen, für Putzaufgaben, bei Renovierungen und Neubauten ist die Universität auf Menschen angewiesen, die sich während ihrer Arbeit nicht mit Forschung und Lehre beschäftigen. Spannend sind solche Job oft nicht, sie tragen auch nicht unbedingt zur Weiterentwicklung eines Forschungsfeldes bei. Doch täte sie niemand, wären auch kein Studium und keine Wissenschaft möglich.Die Universität ist immer auch ein Arbeitsplatz, nicht nur für wissenschaftliche Angestellte, die Verwaltung und Studierende. Zur Aufrechterhaltung der technischen Infrastruktur, zum Betrieb der Mensen, für Putzaufgaben, bei Renovierungen und Neubauten ist die Universität auf Menschen angewiesen, die sich während ihrer Arbeit nicht mit Forschung und Lehre beschäftigen. Spannend sind solche Job oft nicht, sie tragen auch nicht unbedingt zur Weiterentwicklung eines Forschungsfeldes bei. Doch täte sie niemand, wären auch kein Studium und keine Wissenschaft möglich.

Studierende unterstützen

Ein Großteil dieser Arbeiten wird in Deutschland vom jeweiligen Studentenwerk organisiert. Aufgabe des Studentenwerks ist es, die soziale, ökonomische und kulturelle Betreuung von Studierenden zu organisieren. Dazu gehört heute die Verwaltung des Bafög, der Betrieb der meisten Cafeterien, Wohnheime, eigener Kindertagesstätten und studentischer Arbeitsvermittlungen. Zudem vertreten die Studentenwerke die Interessen von Studierenden gegenüber der Politik, geben regelmäßig eine Sozialerhebung heraus und sprechen sich beständig gegen Studiengebühren aus. Sie sind eine fraglos wichtige Serviceagentur für Studierende.

Seit 2003 hat das Berliner Studentenwerk eine eigene Zeitschrift, das Werkblatt. Folgt man der Darstellung in diesem Blatt, machen die Angestellten des Studentenwerks ihre gesamte Arbeit gerne und scheinen motiviert zu sein, andere beim Studium zu unterstützen. Egal welcher Arbeitsbereich im Werkblatt dargestellt wird: immer sind die Menschen konzentriert bei der Arbeit, die Bilder groß und ästhetisch. In den Texten machen die Befragten dann kleine Witze über das Verhalten von Studierenden, aber im großen und ganzen scheint alles gut zu laufen.

Eigene Interessen

Doch wenn eine Einrichtung sich, trotz ihrer wichtigen Arbeit, hinter solchen Hochglanzbroschüren verschanzt, kann man davon ausgehen, dass das Bild nicht ganz stimmig ist. Das ist zum Beispiel bei den Angestellten so: es mag sein, dass sich ein Großteil von ihnen freut, Studierende unterstützen zu können. Dennoch ist auch die Arbeit im Studentenwerk ein Job, inklusive des Interessengegensatzes von Leitung und Angestellten. Die Leitung des Studentenwerks versucht die Kosten ihrer Angebote gering zu halten, die Angestellten versuchen, von ihrer Arbeit unter anderem gut leben zu können.

Dieser Gegensatz zwischen Leitung und Angestellten wird, wie auch in anderen Branchen, hauptsächlich in Tarifverhandlungen ausgetragen. Dies passiert aktuell in Berlin. Es gibt über diese Verhandlungen nur Informationen der Gewerkschaft ver.di, dass Studentenwerk äußerte sich bislang nicht. Folgt man den Darstellungen von ver.di sieht der Vorschlag des Studentenwerkes nun vor, leichte Lohnsteigerungen für höhere Lohngruppen durch Einsparungen unterer Lohngruppen zu finanzieren. Untere Lohngruppen bedeutet vor allem die körperlich schwere Arbeiten, beispielsweise im Küchenbereich oder bei Putzarbeiten. Hier soll nach Vorstellungen des Studentenwerkes demnächst bei Neueinstellungen generell weniger gezahlt und die Löhne trotz Inflation und steigenden Preisen für Lebensmitteln, Strom und Miete über Jahre hin konstant gleich niedrig gehalten werden. Zwar verdienen Angestellte des Studentenwerks monatlich mindestens 1377, im Durchschnitt 1900 Euro, was für Studierende eine oft unerreichbare Summe darstellt. Dies aber potentiell ein Leben lang für eine Arbeitswoche von demnächst 38,5 bis 40 Stunden und ohne die steuerlichen und sonstigen Vergütungen von Studierenden. Es geht Angestellten des Studentenwerkes zudem, anders als Studierenden, darum, ihr Leben langfristig mit dieser Arbeit finanzieren zu können.

Im Gegensatz zu den Darstellungen im Werkblatt ist die Stimmung unter den Angestellten, insbesondere denen außerhalb der Verwaltung, eher schlecht. Angesichts der ständigen Preissteigerungen, steigenden Arbeitsanforderungen und einem seit Jahren relativ stagnierenden Lohn, verlangen viele offenbar deutliche Tarifverbesserungen. Diese Situation hat sich seit einigen Jahren zugespitzt und könnte demnächst eskalieren. Obwohl beide Seiten weiter verhandeln, sieht es so aus, als ob der Universität zu Beginn des Wintersemesters 2008/2009 etwas bevorstehen könnte, was an anderen Arbeitsplätzen auch normal ist: ein Streik für bessere Arbeits- und Tarifbedingungen. Man sollte sich im Klaren sein, dass es dabei auch darum gehen wird, ob die Angestellten des Studentenwerkes von ihrer Arbeit für Studierende ordentlich leben können.

Tarifinformationen: biwifo.bb.verdi.de/studentenwerk, Studentenwerk Berlin: studentenwerk-berlin.de

Quelle: HUch - Zeitung der studentischen Selbstverwaltung der Humboldt-Universität zu Berlin, Nr. 56, Oktober 2008, S.10